Orchids
"Ein ganz normales Zusammenleben, überhaupt gar nichts anderes," nennt die 72-jährige Dame, deren Lebenserinnerungen wir 20 Minuten lang von ihrer Stimme geleitet folgen, ihre Beziehung mit dem schwulen Peter. Welche Bedeutung ein Konzept wie Normalität bis in die privatesten Bereiche des Lebens entfalten kann, verhandelt Rebecca Tess in ihrer Arbeit Orchids. Wie soll man leben? Wie darf man leben?
Orchids gibt dem Betrachter ein gelebtes Beispiel und konfrontiert ihn dabei mit den Konventionen, denen er selbst vermutlich unterworfen ist. Die Ausführungen der Erzählenden zu den Bereichen Familie, Liebe und Beziehung sind illustriert mit einer Diashow aus found footage Material, das thematisch zur Narration getaktet wird. Statt dem Familienalbum sieht der Betrachter Medienbilder aus Zeitungen, Zeitschriften, Filmen und dem Internet, die in der Konfrontation mit den intimen Einblicken in ein unkonventionelles Lebensmodell den visuellen und narrativen Kanon unterlaufen, der unsere Normvorstellungen prägt. Die zum Teil in semantischer Entsprechung, zum Teil aber auch in Opposition oder im Konflikt zur Erzählung stehenden Bilder konstituieren über die Dauer der Arbeit ein immer kohärenteres visuelles Alphabet, das dem Betrachter den Raum bietet, die Klischees, die seinen Wertvorstellungen zu Grunde liegen, zu untersuchen. Tess´ Arbeit demonstriert, dass "normal" auch Transgender heißen kann und lässt es jedem Zuschauer offen, seine eigene stereotype Bilderwelt zu befragen. (Maren Haffke)
* Wir können nur einen Ausschnitt dieses Werks im Online-Videoarchiv zeigen. Für die vollständige Version, kontaktieren Sie bitte die Künstlerin.
Über das Video
Über die Künstlerin
- 1980 in Annweiler am Trifels, GER.
Studium an der HfBK Städelschule, Frankfurt am Main, GER, Universität der Künste, Berlin, GER, und am Chelsea College of Art and Design, London, UK