Mental Radio
Verstümmelte Spielzeugschweine, Schnürsenkel und andere Kuriositäten bauschen sich im Keller zu einem immer größer werdenden Haufen auf. Mehr und mehr davon entzieht der Vater der Familie Zintel einem dunklen Loch im Kaminschacht. Wer hat sie dort systematisch deponiert?
In Tobias Yves Zintels Werk Mental Radio ist sein eigener Bruder Marcus der fast ausschließlich unsichtbare Protagonist. Er ist der Abwesende, um den herum sich das Netz komplizierter Familienverhältnisse spinnt. Aus Found-Footage-Aufnahmen und Berichten der Eltern wird ein Bild des Autisten collagiert. Warum sehen wir ihn nicht? Wie schleierhaft, ausgesondert scheint seine Existenz. Ein Sonderling der Gesellschaft. Er passiv, seine Familie aktiv. Ohne letztere wüssten wir kaum über ihn. Abhängigkeit. Dann, ein Ausbruch. Das Haus der Familie Zintel steht in Flammen, da Marcus das Puppenhaus der verstorbenen Schwester angezündet hat. Er war allein daheim geblieben, ein Fehler. Noch einmal. Stühle, Schränke, Tische. Nichts ist mehr da, wo es sein sollte. Verstört sitzt der Bruder des Künstlers im Nebenraum, während seine Familie um ihn herum versucht zu retten, was zu retten ist. Den Schrank kann man noch aufrichten. Marcus Ausbrüche mögen Risse hinterlassen, aber das Haus dieser Familie steht noch. (Lisa von Keitz)
Über das Video
Über den Künstler
- 1975 in Passau, GER.
Studium an der Akademie der bildenden Künste München, GER