Projektion auf die Krise (Gauweilereien in München)
"Und wenn sie tot waren, haben sie einem gefehlt, aber irgendwie haben sie einem auch schon gefehlt bevor sie tot waren."
Der Künstler Philipp Gufler erweckt in seiner Videoinstallation Projektion auf die Krise (Gauweilereien in München) mit den kontroversen Dokumentationen die AIDS-Politik der 1980er Jahre in München zum Leben. Wie in einer Ausstellung bewege ich mich mit der Kamera entlang einer Ansammlung von Zeitungsartikeln, Plakaten und Fotos. Es handelt sich um Pressestimmen zur AIDS-Krise, die durch eigene und andere künstlerische Arbeiten ergänzt werden. Immer wieder stoppt die Kamerafahrt auf Projektionen verschiedener Interviews von Politikern oder Betroffenen, zoomt heran. So ergeben Bilder und O-Töne auf verschiedenen und unabhängigen Ebenen einen Dialog. Zeitweilig höre ich ein Flüstern des Künstlers neben meinem Ohr, oder erkenne ihn verschwommen in spiegelnden Gegenständen, so scheint er selbst Teil seiner Arbeit und auch des Dialogs zu werden. Projektionen des eigenen Bildmaterials auf die dokumentierten Medien, kommentieren gegenkulturelle Bewegungen der Zeit. Trotz der neutralen Darstellung des Archivs wirkt die mediale Flut erschreckend nah. Die Gegenwärtigkeit der Krise gelingt durch die authentische Wiedergabe des Medienechos der 1980er-Jahre.
Erst die abschließenden Worte bringen mich zurück in die Gegenwart:
"...und am 22. November 2013 wurde Gauweiler zum stellvertretenden Parteivize gewählt. Sein Comeback wurde gefeiert und über seine frühere AIDS- und Saubermannpolitik wurde lieber geschwiegen." (Juliane Guder)
*Wir können nur einen Ausschnitt der Arbeit im Online Archiv zeigen. Wenn Sie die vollständige Arbeit sichten möchten, kontaktieren Sie bitte den Künstler.
Über das Video
Über den Künstler
*1989 in Augsburg, GER, lebt und arbeitet in Amsterdam, NLD, und München, GER.
Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, GER