Honest Lies
Es ist Nacht. Im elektrischen Licht der Röhrenlampen fährt eine altmodisch gekleidete Frau in einem Oldtimer scheinbar ziellos durch ein verlassenes Parkhaus. Auf der Rückbank sitzt ein junges Mädchen, zu der die Fahrerin bisweilen besorgt zurückblickt. Die Kamera erfasst Parkhausschilder, die „Einbahnstraße“ oder „Durchfahrt verboten“ signalisieren. Obwohl die Hauptdarstellerin nicht spricht, hören wir ihre hypnotische Stimme: Sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken über Moral, Verantwortung und das Gefühl von Ohnmacht im Widerstand gegen ein unspezifisches totalitäres System. Dabei illustriert die Bildlichkeit das Gesagte, wenn lange Kamerafahrten immer wieder das endlose Parkhauslabyrinth abfilmen und dabei zugleich von einer "architecture of lies" die Rede ist.
Der Ablauf wird durch Zeitsprünge und Sequenzen außerhalb des Parkhauses im Wald oder auf einem Boot unterbrochen. Symbolische Bedeutung hat dabei ein immer wiederkehrender orangefarbener Ordner, der bei heimlichen Übergaben ausgetauscht wird, unterlegt von Musik aus einem Agentenfilm. Während das einsame Auto auf den Parkdecks vor und zurück fährt, erzählt die Stimme in der Möglichkeitsform über Geheimarbeit und Erpressung. Pfeilmarkierungen auf dem Boden zeigen zahlreiche Direktionsmöglichkeiten auf, doch die Situation erscheint ausweglos. Der Zuschauer wird gefangen genommen im inneren Konflikt der Frau und kreist mit ihr auf einer Parkhausspirale ohne Ausgang. Aber sind ihre Geschichten wahr oder sind sie vielleicht nur Metaphern für ihre Gedankenwelt? (Kim Mildebrath)
Über das Video
Über die Künstlerin
- 1962 in Berlin, GER.
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, GER, und der Kunstakademie Düsseldorf, GER