VIDEONALE.14
Vorwort des VIDEONALE.14 Katalogs (Auszug)
Unter dem Titel „Ungleiche Geschwister. Videoarbeiten gehören nicht auf Kunstausstellungen“ hat es die Videokunst,[1] und das passiert leider noch immer selten genug, vor nicht allzu langer Zeit in das Feuilleton einer deutschen Zeitung geschafft. „Videoarbeiten gehören nicht auf Kunstausstellungen; und sie gehören auch nicht in Museumsräume, die für Malerei oder Bildhauerei konzipiert worden sind. Videos können von Ausstellungsbesuchern, die innerhalb weniger Stunden viele Räumlichkeiten durchqueren und zahllose Einzelobjekte registrieren sollen, weder formal noch inhaltlich gewürdigt werden, zumal die dafür improvisatorisch eingerichteten Projektionsräume meist nur wenige Sitzgelegenheiten enthalten.“[2] Immerhin letztere Anmerkung trifft für die Videonale, die inzwischen zum fünften Mal ausgewählte Arbeiten[3] in einer siebenwöchigen Ausstellung im Kunstmuseum Bonn präsentiert, nicht zu. Der Einbezug von Sitzmöbeln gehört spätestens seit der zweiten[4] im Museum durchgeführten Videonale zum Grundbestandteil jeder Ausstellungsarchitektur.
In Teilen nachvollziehbar – auch wenn sich der Autor in seinem Artikel primär auf den Einsatz von Videokunst auf der letztjährigen Documenta bezieht, einer Form der Großausstellung, die noch jeden, mit oder ohne Videokunst, an den Rand seiner Aufnahmefähigkeit gebracht hat – ist jedoch die Skepsis, mit der er über die Unmöglichkeit, diese Kunstform im Ausstellungskontext ausreichend zu würdigen, nachdenkt. Durch ihre zeitliche Dimension, die sich auf Grund der heute günstig verfügbaren Technik immer weiter dehnt, und die in den meisten Arbeiten durch die Überlagerung verschiedener Zeit-, Ton- und Raumebenen dargebotene Komplexität der Narration, vereinnahmt das bewegte Bild den Betrachter in seiner Aufmerksamkeit natürlich ungleich mehr als das einzelne zwei- oder dreidimensionale Bild. Dass der Vorschlag, „Videos nur in eigens eingerichteten Kinoräumen und nur auf eigens organisierten Festivals, auf denen sie nach Plan gezeigt werden, zu verstehen und zu genießen sind“[5] eine für Betrachter und Künstler zufriedenstellende Lösung darstellen könnte, darf allerdings bezweifelt werden, verschlösse sie doch das bewegte Bild in einen Projektions- und Illusionsraum, in dessen Konstruktion sich schon die frühe Videokunst nie begeben wollte und der auch heute einem großen Teil der Bewegtbild-Arbeiten, die regelmäßig in Ausstellungen zu sehen sind, nicht gerecht wird. Daher bekennt sich die Videonale in ihrer jüngeren Geschichte, und so auch die VIDEONALE.14, für die Präsentation von Bewegtbild klar zum Format Ausstellung. [...] (Tasja Langenbach)
VIDEONALE.14 Künstler:innen
Sergio Belinchón, Helen Benigson, Bigert & Bergström, Mariola Brillowska, Jasper van den Brink & Yasmijn Karhof, Elkin Calderón, Monica Cook, Eli Cortiñas, Tanja Deman, Bettina Disler, Charles Fairbanks, Toby Huddlestone, Yuk-Yiu IP, Christian Jankowski, Mikhail Karikis & Uriel Orlow, Laleh Khorramian, Vika Kirchenbauer, Aglaia Konrad, Michal Kosakowski, Daniel Kötter, Clemens Krauss & Benjamin Heisenberg, Robert-Jan Lacombe, Daniel Laufer, Chang-Jin Lee, Mauricio Limón, Melanie Manchot, Dani Marti, Agnes Meyer-Brandis, Meena Nanji & Tommy Gear, Florin Tudor & Mona Vatamanu, Evamaria Schaller, Frances Scholz, Lina Selander, Martin Skauen, Gabriele Stellbaum, Hito Steyerl, Jon Thomson & Alison Craighead, Arthur Tuoto, Bridget Walker, Gernot Wieland, Tobias Yves Zintel
Wettbewerbsjury
Heike Ander, Katerina Valdivia Bruch, Keren Cytter, Philipp Fürnkäs, Jennifer Gassmann, Tasja Langenbach, Rolf Quaghebeur, Sabine Maria Schmidt, Olaf Stüber
Preisjury
Anita Beckers, Dr. Stephan Berg, Ade Darmawan, Dr. Leonhard Emmerling, Solange Farkas, Dr. Hans-Michael Herzog
Künstlerische Leitung
Tasja Langenbach
Webseite
v14.videonale.org
Literatur:
[1] In Ermangelung einer alternativen Begrifflichkeit, die die formalen und ästhetischen Unterschiede, die noch heute – und sei es nur auf Grund der eigenen Verortung in einem künstlerischen Bezugssystem durch die Künstler selbst – zwischen Film und Video bestehen, wird hier weiterhin auf den Begriff „Videokunst“ zurückgegriffen. Wo diese Unterscheidung nicht notwendig erscheint, wird von „Bewegtbild/bewegtes Bild“ die Rede sein.
[2] Gottfried Knapp. Ungleiche Geschwister - Videoarbeiten gehören nicht auf Kunstausstellungen. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 268, 20. November 2012, Seite 11.
[3] Ausgewählt durch eine internationale Jury aus über 2.100 Einsendungen aus 70 Ländern.
[4] Videonale 11, 2005.
[5] Knapp, S.11.
Images: VIDEONALE.14 Katalog, 2013. © Videonale
Über die VIDEONALE.14
2116 Einreichungen (aus 70 Ländern)
41 ausgewählte Arbeiten (aus 19 Ländern)
Laufzeit 15. Februar – 7. April 2013
Eröffnung 14. Februar 2013
Ort Kunstmuseum Bonn
Künstler:innen Sergio Belinchón, Helen Benigson, Bigert & Bergström, Mariola Brillowska, Jasper van den Brink & Yasmijn Karhof, Elkin Calderón, Monica Cook, Eli Cortiñas, Tanja Deman, Bettina Disler, Charles Fairbanks, Toby Huddlestone, Yuk-Yiu IP, Christian Jankowski, Mikhail Karikis & Uriel Orlow, Laleh Khorramian, Vika Kirchenbauer, Aglaia Konrad, Michal Kosakowski, Daniel Kötter, Clemens Krauss & Benjamin Heisenberg, Robert-Jan Lacombe, Daniel Laufer, Chang-Jin Lee, Mauricio Limón, Melanie Manchot, Dani Marti, Agnes Meyer-Brandis, Meena Nanji & Tommy Gear, Florin Tudor & Mona Vatamanu, Evamaria Schaller, Frances Scholz, Lina Selander, Martin Skauen, Gabriele Stellbaum, Hito Steyerl, Jon Thomson & Alison Craighead, Arthur Tuoto, Bridget Walker, Gernot Wieland, Tobias Yves Zintel
Videonale Preis der KfW Stiftung
Christian Jankowski für "Casting Jesus"
Lobende Erwähnung
Mariola Brillowska für "Des Teufels Kinder"
Videonale Publikumspreis der KfW Stiftung
Agnes Meyer-Brandis für "The Moon Goose Colony"