Outline for The Bonding

Michelle-Marie Letelier &

Die 16mm-Filminstallation Outline for The Bonding ist Teil einer größeren Forschungsarbeit, die Letelier in Zusammenarbeit mit dem Institut für Meeresforschung (IMR) in Matre, Norwegen, durchgeführt hat. Das Projekt befasst sich eingehend mit der wirtschaftlichen Praxis der Lachszucht, der genetischen Manipulation von Fischen und den Auswirkungen der Aquakultur auf die lokale Tierwelt und das Gleichgewicht des Ökosystems. Leteliers Arbeit hebt die Bedeutung des Wissens der Vorfahren und hier insbesondere der samischen Epistemologien hervor, wenn es um das Hinterfragen der anthropozentrischen Weltanschauung und der Ausnahmestellung des Menschen geht, die zu genetischer Manipulation geführt haben. Die Stimme, die die Bilder begleitet, gehört dem samischen Künstler Ánde Somby. Der Text ist ein Auszug aus einem Gespräch mit Letelier, das 2019 in Tromsø aufgezeichnet wurde.

Im Mittelpunkt von Sombys poetischem Monolog steht die den Fischen, insbesondere dem Wildlachs, innewohnende Freiheit. Er konfrontiert diese Freiheit mit dem entwürdigenden Leben dessen gezüchteter Geschwister, die physisch in Gefangenschaft gehalten und genetisch missbraucht werden. Ausgangspunkt seiner Betrachtungen ist die Erkenntnis der Perversion, die der Nahrungskette innewohnt. Er tut dies, indem er den 'erbarmungslosen' Zustand allen heterotrophen Lebens auf dem Planeten poetisch beleuchtet: Tiere (Heterotrophe) sind nicht in der Lage, ihre eigene Nahrung zu erzeugen, im Gegensatz zu Autotrophen (u.a. Pflanzen), die in der Lage sind zu überleben, ohne zu töten. Tiere sind daher 'dazu verdammt', andere Lebensformen zu vernichten, um zu überleben. Dieser unausweichliche Zustand rechtfertigt jedoch nicht die Ausweitung der gegenwärtigen, im westlichen Kapitalismus verwurzelten Methoden der industriellen Produktion, die grenzenlose Steigerung der Produktion und die Optimierung, die sich zumeist auf die pharmakologisch gesteuerte Replikation des Lebens und seinen übermäßigen Verbrauch bzw. Abfall stützt. Das Wissen der Vorfahren und die indigenen Epistemologien erweisen sich durch Sombys Worte als eine Weltanschauung, die im Gegensatz zu den oben erwähnten Auffassungen steht: Töten, um zu essen, ist ein notwendiger Akt für das Leben, aber sein Antrieb müssen Respekt und das Bewusstsein für die gegenseitige Abhängigkeit aller Organismen innerhalb des größeren Zusammenhangs und des Funktionierens der Ökologien sein.

Während der Videonale.18 wird Outline for The Bonding als 16mm-Filminstallation präsentiert, zu der auch ein Teil der Dokumentation gehört, die die zweieinhalb Jahre dauernde Beziehung zwischen Letelier und einem Zuchtlachs festgehalten hat. The Bonding ist der zentrale Bestandteil des umfangreicheren laufenden Projekts Transpose. (Vanina Saracino)

Artist Statement
My work encompass orchestrated transformations of natural resources, alongside extensive wide-ranging, interdisciplinary research into the landscapes where their exploitation and speculation take place. I spent my early life in Chuquicamata, a space of copper deposits in the Atacama Desert mined since pre-Hispanic times, annexed by Chile in the Saltpetre War, and home to the largest open-pit copper mine in the world. When the town was to be buried due to new mining policies, I returned to document this process — a pivotal moment that ushered in my practice. Since establishing in Berlin in 2007, I have focused my research on coal, copper, saltpetre, wind and salmon, in order to create a poetic work applying their properties — such as electrical conductivity, crystallisation, motion and agency. In my practice, I experiment with chemical and physical processes that produce the artworks, as well as their poiesis, beyond extractive industries and their forms of control. (Michelle-Marie Letelier)
Abbildungen: Michelle-Marie Letelier, Outline for The Bonding, 2019 © Michelle-Marie Letelier & VG Bild-Kunst / Courtesy Muscle Temple Lab

Über das Video

Titel Outline for The Bonding
Jahr 2019
Videonale VIDEONALE.18
Länge 00:05:20
Format 4:3
Land Germany, Norway,
Sprache Englisch
Leihgabe Die Künstlerin und Muscle Temple Lab
Spezifikation Farbe, Ton, 16mm-Filmprojektion

Über die Künstlerin

Michelle-Marie Letelier
  • 1977 in Rancagua, CHI, lebt und arbeitet in Berlin, GER.
    Studium an der Universidad Católica de Chile, Santiago, CHI
Webseiten

Hintergründe auf Videonale X

Desktop Selfie
Ein Blick auf den Desktop von Michelle Letelier mit einer besonderen Podcast- Empfehlung.
KonteXt
Vanina Saracino im Gespräch mit Michelle-Marie Letelier, deren 16mm-Filminstallation Outline for The Bonding Teil einer Forschungsarbeit mit dem Institut für Meeresforschung (IMR) ist und sich unter anderem mit den Auswirkungen der Aquakultur auf die lokale Tierwelt und das Gleichgewicht des Ökosystems auseinandersetzt.