VIDEONALE.15

Erstmals stand die Wettbewerbsausschreibung zur VIDEONALE.15 unter einem Thema. THE CALL OF THE WILD als thematischer Rahmen der VIDEONALE.15 richtet sich an das "Wilde", wie es spätestens seit dem kolonialen 19. Jahrhundert in Kunst und Gesellschaft verwendet wird, um dem Ungezähmten, Unzivilisierten, Primitiven oder Anarchischen ein negatives Prädikat zu verleihen, das es aus dem offiziell legitimierten Wertekanon der Normen abgrenzt. Der Begriff "Wild" birgt jedoch ein viel größeres Potenzial, wenn man ihn außerhalb der herkömmlichen Kategorien verwendet, die nur Schwarz oder Weiß zulassen. Nämlich als genau jener explosive Zwischenraum, in dem sich diese Kategorien in Auflösung befinden, während neue Kategorien noch nicht gefunden wurden und vielleicht auch nie gefunden werden.

Dieser "queere" Umgang mit dem Begriff des Wilden, der Anarchistisches und Utopisches gleichermaßen verbindet, scheint mir ein interessantes Modell zu sein, um sich den ganz unterschiedlichen Handlungsweisen zu nähern, die derzeit in Gesellschaft und Kunst wirksam werden, die alte Vorstellungen in Frage stellen und Gewissheiten über Bord werfen: Die Brüchigkeit bestehender Ordnungen wird u.a. durch einen Überwachungsskandal aufgedeckt, der zeigt, wie weit die digitale Durchdringung unserer Umwelt fortgeschritten ist, und uns damit konfrontiert, wie eng die scheinbar grenzenlose Freiheit des Internets einerseits mit Kontrolle und Überwachung andererseits gekoppelt ist. Sie zeigt sich in der offensichtlichen und dennoch unverständlichen Realität weltweiter religiöser und/oder territorialer Konflikte, die zu massiven Verschiebungen psychischer und physischer Grenzen führen und Störungen sowohl in der geopolitischen Agenda als auch in individuellen Biografien nach sich ziehen. Sie zeigt sich auch in den immer wiederkehrenden Debatten um Geschlechterpolitik zwischen 'hetero', 'trans', 'inter' und 'queer', um Rollenzuweisungen und Modelle von Familie und Gemeinschaft, die regelmäßig die Instabilität des Systems deutlich machen, in und mit dem wir uns täglich bewegen. Die Wildnis ist das Ungreifbare und das mit unserem verfügbaren Vokabular Unbeschreibliche. Sie entzieht sich uns immer wieder und fordert uns heraus, Ordnung(en) neu zu verhandeln: »Wildness is not the lack of inscription, it is inscription that seeks not to read or be read but to leave a mark as evidence of absence, loss and death« (Jack Halberstam).

VIDEONALE.15 Künstler:innen
Ayla PierrotI Arendt, Udita Bhargava, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Jenny Brady, Karolina Bregula, Wim Catrysse, Jos Diegel, Wojtek Doroszuk, Christoph Faulhaber, Mahdi Fleifel, Fabien Giraud & Raphaël Siboni, Shaun Gladwell, Philipp Gufler, Amina Handke, Constantin Hartenstein, Kerstin Honeit, Vika Kirchenbauer, Thomas Kneubühler, Ihra Lill, Lieux fictifs, Elin Magnusson, Rachel Mayeri, Marianna Milhorat, Shelly Nadashi, NEOZOON, Erkka Nissinen, François Nouguiès, Alan Phelan, Christina Picchi, Florian Pugnaire & David Raffini, Mateusz Sadowski, The Otolith Group, Koen Theys, Gerhard Treml & Leo Calice, Anna Zett, Mikhail Zheleznikov, Tobias Yves Zintel

Wettbewerbsjury
Carla Donauer, Julia Draganovic, Jennifer Gassmann, Sabine Himmelsbach, Dennis Hochköppeler, Tasja Langenbach, Erik Martinson, Jan Schuijren

Preisjury
Steven Bode, Christian Jankowski, Dr. Doris Krystof, Dr. Christoph Schreier, Mike Stubbs

Künstlerische Leitung
Tasja Langenbach

Webseite
v15.videonale.org

Images:
VIDEONALE.15 Katalog, 2015. © Videonale

Über die VIDEONALE.15

1216 Einreichungen (aus 76 Ländern)
38 ausgewählte Arbeiten (aus 19 Ländern)

Laufzeit 27. Februar – 19. April 2015
Eröffnung 26. Februar 2015
Ort Kunstmuseum Bonn

Künstler:innen Ayla PierrotI Arendt, Udita Bhargava, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Jenny Brady, Karolina Bregula, Wim Catrysse, Jos Diegel, Wojtek Doroszuk, Christoph Faulhaber, Mahdi Fleifel, Fabien Giraud & Raphaël Siboni, Shaun Gladwell, Philipp Gufler, Amina Handke, Constantin Hartenstein, Kerstin Honeit, Vika Kirchenbauer, Thomas Kneubühler, Ihra Lill, Lieux fictifs, Elin Magnusson, Rachel Mayeri, Marianna Milhorat, Shelly Nadashi, NEOZOON, Erkka Nissinen, François Nouguiès, Alan Phelan, Christina Picchi, Florian Pugnaire & David Raffini, Mateusz Sadowski, The Otolith Group, Koen Theys, Gerhard Treml & Leo Calice, Anna Zett, Mikhail Zheleznikov, Tobias Yves Zintel

Videonale Award
Shelly Nadashi für "A Hidden Quiet Pocket"

Videonale Preis der KfW Stiftung
Florian Pugnaire & David Raffini für "Énergie Sombre"

Künstler:innen der VIDEONALE.15 Videos der VIDEONALE.15

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