Losing my face

Liu Guangyun &

Die Kamera ist Zeugin des Entstehungsprozesses von Losing my Face, doch vermag sie nicht den Raum zu durchdringen und zu kadrieren. Aus der Froschperspektive fokussiert sie den Künstler, dessen Kopf nur zu erkennen ist, als ihm die Haare zusammengebunden und an einem von der Decke hängenden Seil befestigt werden. Urplötzlich gerät der Kopf in scheinbare Bewegung und schwingt an dem Seil wie ein imaginäres Pendel durch das Bild. Das Gesicht ‒ verstärkt durch eine konstante Verwischung und leichte Unschärfe der aufgenommenen Bilder ‒verzerrt sich zu immer neuen fließenden Formen und Übergängen. Bewegung in Raum und Zeit wird durch die somnambule Bildästhetik optisch erfahrbar. Die Tonspur unterstreicht durch ein rhythmisches Geräusch die Assoziation zu einem Pendel.

Die zeitliche und räumliche Bewegung geht jedoch nicht von der Person, sondern einzig und allein von der Kamera aus. Der Übergang von Statik in Bewegung geschieht mithin durch eine Maschine. Mit Hilfe von Maschinen setzt der Mensch seine Intentionen um und bringt die Welt in Fluss. Das Gesicht des Künstlers, stellvertretend für das Individuum, verliert sich jedoch im Strom der technologisch geprägten Zeit. Im Prozess des maschinell gestützten Schaffens wird die Welt ihrer ursprünglichen Erfahrbarkeit beraubt. Für einen kurzen Augenblick scheint selbst die Fratze des Todes im Fluss der amorphen Bilder aufzuleuchten. (Johannes Schmidt)

Über das Video

Titel Losing my face
Jahr 2005
Videonale VIDEONALE.11
Länge 00:04:00
Format 4:3
Sprache Ohne Dialoge
Leihgabe Der Künstler
Spezifikation Farbe, Ton, Einkanalvideo

Über den Künstler

Liu Guangyun
  • 1962 in Jinan, CHN.
    Studium an der Central Academy of Fine Arts & Design, Beijing, CHN