Im Auge

Tamara Grčić &

„Zu sehen ist, in einer ungeschnittenen Einstellung, ein Augenpaar, das sich im zögernden Übergang vom Wachen zum Schlafen befindet“, so die Künstlerin. Die Augen, die den Betrachter:innen frontal und in Großaufnahme gegenüber stehen, entziehen sich im Prozess des Einschlafens zunehmend ihren Blicken und bewirken damit eine grundlegende Veränderung der Rolle der Betrachter:innen: Ohne ihr Zutun verwandeln sie sich von Partner:innen zu Voyeur:innen, vom gleichberechtigten Gegenüber zu Beobachter:innen.

Auf poetische und schlichte Weise gelingt Grčić eine präzise Reflektion über das Medium, dessen sie sich bedient, indem sie die tautologische Übereinstimmung von Bildmedium und Bildinhalt (video — lat. 'ich sehe') in einen Gegensatz umschlagen lässt. In Anklang an Walter Benjamin, der die Erfahrung des Fotografierten als die des Mangels einer Erwiderung des eigenen Blicks durch die Kamera beschrieb, überträgt Grčić dieses Kräfteverhältnis nun auf die Betrachter:innen, deren Blicke unerwidert zurückbleiben. Im Auge verbindet Grčić Interesse an Momenten des Flüchtigen und Transitorischen mit einer Erörterung des Verhältnisses zwischen Betrachter:innen und Betrachtetem, Passivität und Aktivität, Autonomie und Abhängigkeit. (Dorothée Brill)

Über das Video

Titel Im Auge
Jahr 2003
Videonale VIDEONALE.10
Länge 00:04:00
Format 16:9
Land Germany,
Sprache Ohne Dialoge
Leihgabe Die Künstlerin
Spezifikation Farbe, Ton, Einkanalvideo

Über die Künstlerin

Tamara Grčić
  • 1964 in München, GER.
    Studium an der Universität Wien, AUT, der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main, GER, und der Städelschule Frankfurt/Main, GER
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