Sirene
Eine frontale Standeinstellung zeigt die Künstlerin selbst hinter einem Mikrofon sitzend. Sie benutzt dieses jedoch nicht im gewöhnlichen Sinne zur Verstärkung ihrer Stimme. Nicht ein Ton kommt von ihren Lippen und dennoch verschafft sie sich Gehör. Sie umkreist das Mikrofon mit ihren Lippen, bewegt diese hin und her und stülpt den Mund schließlich fast ganz darüber. Durch die genaue Positionierung der Lautsprecherboxen entsteht eine Rückkoppelung und somit ertönen die eigentlich unhörbaren Frequenzen als ein Geheul im Raum. Freya Hattenberger spielt mit den Schwingungen, bringt sie zum Klingen und moduliert sie durch das Bewegen ihres Mundes, der einen Resonanzraum bildet.
Sirene nennt sie dieses Werk und verweist damit auf das Warnsignal, aber auch auf die mythologischen Sirenen, die mit ihren hinreißenden Stimmen Seefahrer anlockten, um sie dem Untergang zu weihen. So ist auch die Künstlerin eine Sirene, denn sie betört durch den Einsatz ihres Körpers, doch gleichzeitig durch Intelligenz und technisches Wissen.
Die Arbeit besticht durch die dargestellten Dichotomien von Körper – Geist, Technik – Sinnlichkeit, Mythologie – Physik und steht in der Tradition der feministischen Video Performances. Im übertragenen Sinne sehen wir die Frau im patriarchalischen [Sprach-]System, indem sie sich auf sinnlich-intelligente Weise durch Kenntnis physikalischer Begebenheiten und durch den Einsatz ihres Körpers hörbar macht. (Marion Scharmann)
Über das Video
Über die Künstlerin
- 1978 in Offenbach am Main, GER. Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln, GER, und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, GER