Miss Nice-Looking
Chi-Yu Liao führt den Betrachter:innen fünf alltägliche Lebenssituationen vor, in denen sie selbst die Protagonistin ist. Sie versucht, mit zwei ihrer Freunde Tischtennis und Seilspringen zu spielen. Mit einem anderen Freund gibt sie vor, eine Mahlzeit zu haben, indem sie ihn mit Eiscreme füttert, während er ein Würstchen aus der Mikrowelle nimmt. In weiteren Situationen zeigt die Künstlerin einsame Aktivitäten wie das Lesen eines Buches oder das Aufblasen eines Ballons, wobei andere Schauspieler:innen die Handlung unterbrechen.
Obwohl die Szenarien glaubwürdig erscheinen, spüren die Betrachter:innen schnell ihre immanente Künstlichkeit. Die Gesten der Schauspieler:innen sind merkwürdig und ihre Posen erscheinen nicht stimmig. Beim genaueren Hinsehen ist der Ursprung der Anspannung zu entdecken: Die Augen der Darsteller:innen sind bedeckt mit Plastikmasken, auf denen große Augen wie aus japanischen Trickfilmen aufgemalt sind. Plötzlich verwandeln sich die Alltagsbilder zu starken Metaphern über das beständige Versagen in Beziehungen. Sie zeigen das grundlegende Unvermögen des Menschen, den anderen wahrzunehmen und in sinnvoller Weise miteinander zu interagieren. Denn trotz ihres unaufhörlichen Kommunikationsdesasters lächeln die Akteur:innen davon völlig unberührt ganz entspannt. Die Videoarbeit von Chi-Yu Liao macht deutlich, dass wir in einer virtuellen Realität von Beziehungen leben, die wir in unseren Köpfen imaginieren, ohne dabei den Mut zu haben, unsere blinde Einzelposition zu verlassen. (Olena Chervonik)
Über das Video
Über die Künstlerin
- 1986 in Tainan, TPE.
Studium am Graduate Institute of Art and Technology, Taipei National University of the Arts, Taipei, TPE