Körperbilder und Geschlechterrollen
von Birgit Bertram
Schon in den Anfängen der Videokunst Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre wurde deutlich, dass dieses unverbrauchte Medium besonders bei Künstlerinnen auf große Resonanz stieß, versprach es doch die Möglichkeit einer künstlerischen Arbeit jenseits der von Männern dominierten klassischen Medien wie Malerei und Skulptur.
Besonders an der Schnittstelle zur Performance-Kunst und in der Kritik der bis dato männlich bestimmten Medienbilder waren Künstlerinnen wie Ulrike Rosenbach, Marina Abramović, Martha Rosler oder Dara Birnbaum in der Auseinandersetzung mit Identitäten und Subjektivitäten in diesem Medium erfolgreich.[1] Videoarbeiten von Künstlerinnen aus den 1960er und 1970er Jahren sind im Kunstmuseum Bonn als Teil der Sammlung Ingrid Oppenheim einsehbar.
Die in den 1970er Jahren aus der Perspektive und mit der Norm der weißen heterosexuellen Mittelklasse-Frau formulierten noch recht einheitlichen künstlerischen Strategien und Ikonografien, diversifizierten sich in den darauf folgenden Jahrzehnten im Kontext der gender-, rassen- und klassenbezogenen gesellschaftlichen Bewegungen wie Gay oder Black Activism und auf akademischer Ebene der Queer und Post Colonial Studies. In den 1990er und 2000er Jahren ist in der Videokunst keine eindeutige Opposition gegen die männliche Verfügung über das Bild „der Frau“ mehr zu finden; anstelle politischer Forderungen in eine Stoßrichtung – wie in den Anfängen der Videokunst –, prägen nun vielfältige Strategien und multiple Auffassungen[2] die Arbeit mit dem Medium, die sich auch in den Arbeiten zum Thema Körperbilder und Geschlechterrollen aus den Videonale-Beständen spiegeln. (Birgit Bertram)