VIDEONALE.18

Die Themensetzungen vergangener Videonale-Ausgaben spiegelten mit „The Call of the Wild“ VIDEONALE.15, „PERFORM!“ VIDEONALE.16 und „Refracted Realities“ VIDEONALE.17 Gesellschaft in ihren egozentrisch eskapistischen Phänomenen. Wohin denken wir von hier aus weiter? Unter dem Titel „Fluid States. Solid Matter“ öffnet die VIDEONALE.18 mit 31 aus rund 1.900 Einsendungen ausgewählten Werken einen Referenzraum für ein Nachdenken über eine sich verändernde Welt, in der soziale, politische, ökonomische und ökologische Zusammenhänge neu bewertet werden und Ordnungen sich in komplexen Dynamiken neu konstituieren.

Auf welcher Grundlage leben, denken und handeln wir heute? Und wie gestalten wir eine Grundlage für die Zukunft? Gängige westliche anthropozentrische und im Lauf der Geschichte auf weite Teile der restlichen Welt übertragene Konzepte − von den Menschenrechten über die Idee des Eigentums bis hin zur Begründung von Nationalstaaten – gründen sich auf der Annahme eines souveränen Individuums, eines festen und autonomen Körpers, mit klarer Kontur und klarer Abgrenzung zu seiner Umwelt. Aber wie wandelt sich dieser Körper, unsere Wahrnehmung desselben und damit seine Platzierung in der Welt, wenn wir ihn als fluiden Körper denken, der im ständigen Austausch mit anderen Körpern und mit seiner menschlichen, natürlichen und mehr-als-menschlichen Umgebung steht. Die Idee der „Bodies of Water“ (Astrida Neimanis) verflüssigt nicht nur die Idee einer klaren Trennbarkeit von Mensch und Natur, sondern weicht auch viele andere bislang gültige Hierarchien und Grenzziehungen auf und gibt Raum für das Nachdenken über neue komplexere Bezugssysteme, in denen wir uns gemeinsam mit unseren Körpern bewegen.

Wenn wir diesen Zustand des Fluiden als Grundlage für ein zukünftiges Zusammenleben annehmen, welche neuen Formen der sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Ordnung sind dann denkbar? Ausgehend von oft sehr konkreten Orten, Dingen oder autobiografischen Konstellationen stellen die 31 Positionen der VIDEONALE.18 Überlegungen an, wie sich die Verflüssigung festgefügter Konstellationen – solid matter – in fluid states – neue durchlässigere Zustände – auf unser In-der-Welt-sein auswirken könnte. Mit ihren Modellen und Gedanken zeigen sie auf, dass die Gestaltung von Zukunftsutopien nicht durch Ausschluss und Abgrenzung, sondern durch das Schmieden neuer Allianzen und Solidaritäten möglich wird.

In Resonanz auf die künstlerischen Positionen formt die VIDEONALE.18 fluide Räume in der Ausstellung sowie dem Festival- und 6-wöchigen Begleitprogramm und gestaltet sie mit Gesprächen, Präsentationen, Workshops, Performances und partizipativen Formaten zu einem Forum von Austausch und Dialog. Dafür senden wir live und in Farbe aus dem Kunstmuseum Bonn, umfasst von einer Ausstellungsarchitektur, die die Idee von „Fluid States. Solid Matter“ im Raum inszeniert. (Tasja Langenbach)

VIDEONALE.18 Künstler:innen
Paula Ábalos, Tekla Aslanishvili, Eliane Esther Bots, Viktor Brim, Adam Castle, Eli Cortiñas, Emily Vey Duke & Cooper Battersby, Mouaad el Salem, Mahdi Fleifel, Ellie Ga, Beatrice Gibson, Russel Hlongwane, Heidrun Holzfeind, Che-Yu Hsu, Sohrab Hura, Ida Kammerloch, Michelle-Marie Letelier, Dana Levy, Anne Linke, Lukas Marxt & Michael Petri, Bjørn Melhus, Ana María Millán, Michael Klein & Sasha Pirker, Morgan Quaintance, Úna Quigley, Aykan Safoğlu, P. Staff, Rhea Storr, Ingel Vaikla, Ana Vaz, Gernot Wieland

Wettbewerbsjury
Elke Kania (Expertin für Kunstgeschichte und Filmwissenschaft, unabhängige Kuratorin), Tasja Langenbach (künstlerische Leitung Videonale), Viktor Neumann (freier Kurator und Gastprofessor an der HfG Karlsruhe, GER), Vanina Saracino (unabhängige Kuratorin), Stefan Panhans (Künstler), Florian Wüst (unabhängiger Filmkurator, Künstler und Verleger)

Preisjury
Prof. Dr. Stephan Berg (Direktor des Kunstmuseum Bonn), Fatima Hellberg (Direktor des Bonner Kunstverein), Matthieu Lelièvre (Kunsthistorikerin, unabhängige Kuratorin und Beraterin am Museum für zeitgenössische Kunst in Lyon), Dr. Linnea Semmerling (Direktorin des Düsseldorfer Inter Media Art Institute)

Künstlerische Leitung
Tasja Langenbach

Webseite
v18.videonale.org

Images:
VIDEONALE.18 Katalog, 2021. © Videonale
VIDEONALE.18 Ausstellungsansichten, 2021, Kunstmuseum Bonn. © Videonale / Foto: David Ertl

Über die VIDEONALE.18

1892 Einreichungen (aus 91 Ländern)
31 ausgewählte Arbeiten (aus 18 Ländern)

Laufzeit 4. März – 18. April 2021
Eröffnung 3. März 2021
Ort Kunstmuseum Bonn

Künstler:innen Paula Ábalos, Tekla Aslanishvili, Eliane Esther Bots, Viktor Brim, Adam Castle, Eli Cortiñas, Emily Vey Duke & Cooper Battersby, Mouaad el Salem, Mahdi Fleifel, Ellie Ga, Beatrice Gibson, Russel Hlongwane, Heidrun Holzfeind, Che-Yu Hsu, Sohrab Hura, Ida Kammerloch, Michelle-Marie Letelier, Dana Levy, Anne Linke, Lukas Marxt & Michael Petri, Bjørn Melhus, Ana María Millán, Michael Klein & Sasha Pirker, Morgan Quaintance, Úna Quigley, Aykan Safoğlu, P. Staff, Rhea Storr, Ingel Vaikla, Ana Vaz, Gernot Wieland

Videonale Preis der Fluentum Collection
Che-Yu Hsu für "副本人 (Single Copy)"

Lobende Erwähnung
Tekla Aslanishvili für "Scenes from Trial and Error"

Künstler:innen der VIDEONALE.18 Videos der VIDEONALE.18

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