Endearing Insanity
Wie eine Höhle mit eigentümlichem Charme lädt ENDEARING INSANITY die Zuschauer:innen in eine unbekannte Welt ein, um sie mit der Wechselseitigkeit von Angst und Intimität zu konfrontieren. Die Kamera pendelt zwischen dem glatten und sauberen Interieur und dem darin verborgenen Horror hin und her. Mit einer tiefen Stimme, die aus Schränken, Regalen, Gegenständen und technischen Geräten hervordringt, stellt die Kamera die hier lebende Kreatur vor. Die Aufnahme spielt dabei mit dem Stereotyp des süßen asiatischen Jungen, der zurückgezogen in einem kleinen Apartment lebt.
Sein Erscheinungsbild weckt Assoziationen zu Animefiguren und verzerrten Selbstporträts. Auf dieser klaustrophobischen Reise wirken die Worte, die aus dem Mund der Figur kommen, willkürlich. Sie werden anonym einer Person zugeschrieben, die gerade erst geboren wurde und immer noch blutverschmiert ist. Sie spürt ein brennendes Begehren und zugleich die Ambivalenz, begehrt zu werden.
Poyen Wang beschreibt dieses widersprüchliche Setting als ein Stück Performancekunst, ähnlich den intimen Begegnungen zwischen Vito Acconci und seiner Kamera. Darüber hinaus wurde es von Julia Kristevas Schriften zum Abjekten — also Abstoßendem, Verachtenswertem, Ekelerregendem — inspiriert. Das zentrale Thema des Werks ist Instabilität: Der queere Körper wird in das absurde Selbst und das intime Andere transformiert, wobei er emotional und proportional schrumpft und wächst. Während er im Mutterleib schwimmt, drückt seine Haltung die schmerzhafte Flexibilität eines ruhelosen Körpers und den befremdlichen Komfort eines sprechenden Embryos aus.
Der heimische und zugleich fremde Raum wird von einem nicht-menschlichen und unablässigen Blick heimgesucht. Er hinterlässt die Zuschauer:innen mit nichts — außer dem Verlangen danach, alltägliche Gegenstände oder Konzepte zu berühren: die kalte Metalloberfläche, die organischen Texturen und die beunruhigenden Worte, die aus einem unsichtbaren Mund kommen. Einen Moment lang fühlt sich alles ruhig an, dann zersplittert die Glaswand, wodurch ein notwendiger Zusammenbruch eintritt: Ertrinken, Versinken, Übergeben, Verdrängen, ein Sich-Winden in Lust und Schmerz. Dann kehrt alles an den Anfang zurück, alles wird zugleich hineingesogen und hinausgeworfen, was Einladung und Fluch zugleich repräsentiert. (Amirali Ghasemi)
Gefördert durch das Department of Cultural Affairs, Taipei City Government
*Wir können nur einen Ausschnitt dieses Werks im Online-Videoarchiv zeigen. Für die vollständige Version, kontaktieren Sie bitte den Künstler.
Abbildungen: Poyen Wang, Endearing Insanity, 2021 – 2022 © Poyen Wang
Über das Video
Über den Künstler
- 1987 in Taichung, TWN, lebt und arbeitet in New York City, USA.
Studium an der Taipei National University of the Arts, TWN, und an der School of Visual Arts, New York City, USA